Badewannendiplomatie

Citizen Diplomacy, also die Diplomatie, die von Privatbürgern aus eigener Initiative und in eigener Verantwortung betrieben wird, stellt eine Art Para-Diplomatie zur der offiziellen, von der Regierung betriebenen (sog. Track I) dar.

Sie führte dazu, dass schon Ende der 1970er Jahre eine Gruppe wohlbetuchter Amerikaner Wohnungen in Moskau mietete. Inspiriert durch und Teil des sogenannten Human Potential Movements — ein in den 1960er Jahren entstandenes Konzept zur Überwindung ideologischer, ökonomischer und sonstiger Barrieren — setzten sie auf Einsicht, Mediation, Kommunikation und persönliche Beziehungen. Diese Gruppe, die sich Track II (“Track II - an Institute for Citizen Diplomacy”) nennt, fühlte sich berufen, den damaligen frisch in den Obersten Sowjet der UdSSR gewählten Boris Jelzin, nach Amerika einzuladen. Jelzin und seine Entourage hielten sich im September 1989 mehrere Tage in Esalen auf, um dort an der Pazifikküste bei Big Sur in von heissen Quellen gespeissten Wannen zu sitzen, den Sonnenuntergang über dem pazifischen Ozean zu beobachten und sich mit amerikanischen Mitbürgern zu verbrüdern, die atomare Bedrohung zu beenden und vom Weltfrieden zu träumen. Auf den Klippen , etwa hundert Meter über der Brandung, stehen mehrere solcher Badewannen und einige in das Gestein gemeisselte Hot Tubs. Fotos sind dort natürlicherweise nach wie vor nicht erlaubt.

Generationen sowjetischer bzw. russischer und amerikanischer Regierungsvertreter und Privatpersonen haben in diesen Badewannen und Hot Tubs von heissen Quellen, Whiskey und Wodka entspannt, Freundschaften geschlossen und gegenseitiges Vertrauen gewonnen, was bei späteren Verhandlungen von großem Nutzen war. Track II ist weiterhin aktiv und lädt jährlich mehrmals Menschen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur ein.